„Wenn das so weitergeht, dann haben wir ein Problem“, sagte Pastor Möller zu mir, als wir nach drei übervollen Gottesdiensten am Heiligen Abend ziemlich erschöpft, aber sehr zufrieden in der Küche noch einen Becher Kaffee tranken. Dieses „Problem“ – nämlich eine Antwort auf die Frage „Wo bringen wir all die Gottesdienstbesucher unter?“ – ist nicht, wie man vermuten könnte, nur ein Heiligabend-Phänomen.
Ich erinnere mich noch gut an unser Doppeljubiläum am Pfingstsonntag. Die Gottesdienstbesucher standen bis weit in den Flur hinein. Auch an anderen „ganz normalen“ Sonntagen müssen immer wieder zusätzliche Stühle bereit gestellt werden. Insgesamt hat St. Johannes im Jahr 2025 mehr Gottesdienstbesucher verzeichnet als vor der Covid-Pandemie, und der Altersdurchschnitt der Teilnehmer ist sogar gesunken.
Woher mag das kommen? Als ich vor ungefähr zweieinhalb Jahren diese Gemeinde entdeckt hatte, war ich zugegebenermaßen zunächst etwas enttäuscht darüber, dass es hier keine Kirche im herkömmlichen Sinn gibt. Inzwischen weiß ich die familiäre Nähe, die sich aus der Wohnzimmeratmosphäre des Gottesdienstraumes ergibt, sehr zu schätzen. Dazu kommt eine Willkommenskultur, wie es sie in dieser Art nur selten gibt.
Eine sehr liebe Freundin fasste das vor einiger Zeit in dem Satz zusammen: „Du hast in dieser Gemeinde etwas gefunden, was dir niemand sonst geben kann.“ Höre ich da ein bisschen Sehnsucht heraus? Ich gebe gerne zu, dass ich manchmal auch die besondere Atmosphäre des Bauwerks „Kirche“ brauche, und so kann man mich genauso für Momente der Stille und des Nachdenkens in der Offenen Kirche in Bokeloh finden. Aber wenn man es genau nimmt – Kirchturm, Bänke, Orgel, Kanzel, bunte Fenster, Malereien, Skulpturen, das alles ist austauschbar. Das Miteinander und die Menschen in einer Gemeinde nicht.
Im Festgottesdienst zu Pfingsten sagte unser Superintendent Pastor Müller-Jödicke in seinem Grußwort: „Hier weht der Geist seit 50 Jahren“ – wir erleben dies voller Staunen immer wieder neu. Und so wird der Heilige Geist uns auch im nächsten Jahr helfen, unser „Luxusproblem“ zu lösen. Ich bin ganz sicher.