Stichwort

Gebet

Albrecht Dürer: Betende HändeDas Gebet ist eine zentrale Glaubenspraxis vieler Religionen. Wir verstehen darunter eine Äußerung gegenüber Gott, die Dank, Lob, Klage, Bitte oder Fürbitte beinhalten kann.
Neben dem reinen Vorgang des Betens wird im Deutschen mit „Gebet“ auch ein vorformulierter Text bezeichnet. Ein solches Gebet kann auf einen bestimmten Urheber zurückgehen, z.B. den Religionsstifter, einen Heiligen oder einen religiösen Schriftsteller. Manche Gebete werden zu einem bestimmten Anlass im Leben des einzelnen oder der Gemeinschaft gesprochen. Gebete werden in der Familie oder in der Religionsgemeinschaft tradiert und gelernt. Das bekannteste Gebet im Christentum ist das Vaterunser, das auf Jesus selbst zurückgeht. Auch die Psalmen haben als Gebetssammlung Bedeutung.
Das Gebet unterscheidet sich durch seine persönliche und kommunikative Komponente von anderen religiösen Praktiken. Es setzt also die Vorstellung eines persönlichen Gottes voraus, die etwa im Buddhismus nicht vorhanden ist. Außerdem setzt es voraus, dass ein solcher Gott empfänglich für eine solche Form der Zwiesprache ist und nicht etwa nur durch kultische Handlungen, Opferpraktiken etc. erreicht werden kann.
Durch menschliche Gebete kann der unveränderliche Wille Gottes nicht geändert werden, sondern das Gebet ändert den betenden Menschen: Durch die Gebetstätigkeit wird der Wille des Menschen gestärkt, seine Seele geläutert und somit eine ganzheitliche Änderung zum Guten bewirkt.
Das Gebet zu Gott gehörte von Anfang an zu den wichtigsten Ausdrucksformen des christlichen Glaubens. Jesus hat der Bibel zufolge als gläubiger Jude selbst gebetet und seine Schüler zum Beten angeleitet.
Das Neue Testament gibt zahlreiche Hinweise auf den Stellenwert des Gebets im Verhältnis des Menschen zu Gott, und es gibt Empfehlungen zur Art des Betens. Wichtig für das christliche Gebet, auch im Hinblick auf seine Erhörung, ist der Einklang des Beters mit dem Willen Gottes, der Glaube (Mk 9,23). Dann gilt: „Bittet, so wird euch gegeben“ (Mt 7,7). Wenn der Mensch sich Gott und seiner Gottesherrschaft anvertraut, dann wird ihm alles zufallen, was er braucht (Mt 6,33). Also kann sich der Mensch mit seinem Anliegen immer wieder im Gebet an Gott wenden, vermittelt durch Jesus (Joh 14,6), und ihn um alles das bitten, was er täglich benötigt. Der Beter darf dann erwarten, dass Gott „bei denen, die ihn lieben, alles zum Guten führt“ (Röm 8,28).
Neben dem vertrauensvollen Beten kennt die Bibel auch das klagende und aufschreiende Gebet des Menschen in Not. Jesus selbst wandte sich am Kreuz mit den Psalmworten „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Ps 22,2, Mk 15,34) an seinen Vater. Die klagenden Lieder der Psalmen (z.B. Ps 51,3) und der Propheten (z.B. Klgl 1) sind bis heute Bestandteil christlichen Betens.
Alle christlichen Konfessionen wenden sich im Gebet direkt an Gott und gehen davon aus, dass Gott Gebete hört. Christen wenden sich im Gebet an den Dreieinigen Gott, beten zu Gott dem Vater, zu Jesus Christus und manche auch direkt zum Heiligen Geist, wobei es in den meisten Konfessionen, von liturgischen Gebeten abgesehen, dem Einzelnen überlassen ist, an wen er sich im Gebet wendet. In der katholischen und der orthodoxen Kirche können Gebete auch an Maria und an Heilige gerichtet werden, wobei diese Gebete als Bitte um Fürsprache beim Dreieinigen Gott gelten.
Neben dem Glauben, dass Gott Gebete erhört, sind viele Christen überzeugt, dass Gott im Gebet durch den Heiligen Geist zum Betenden reden kann. Dabei kann es sich um Prophetie, Erleuchtung und persönliche Eingebungen handeln, aber ebenso um alltägliches, wie dass Gott z.B. die Aufmerksamkeit auf einen Bibelvers lenkt, der in die Situation passt, oder ein allgemeines Gefühl des Getröstetseins gibt.
Generell gilt aber besonders bei vermeintlicher Prophetie oder Erleuchtung – genau wie auch bei Wünschen, die innerhalb des Gebetes geäußert werden – der Wille Gottes: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ (Mt 22,34–40). Was mit der Liebe („agape“) nicht vereinbar ist, kann nicht Gottes Wille sein und hat auch im Umfeld von Gebeten nichts zu suchen.
(unter Verwendung von Artikeln aus der Wikipedia)

„Miserere mei“

Gregorio AllegriDas Werk von Gregorio Allegri ist eines der berühmtesten gesungenen Gebete, eine A-Capella-Vertonung von Psalm 51 und benannt nach den ersten Worten dieses Psalms in der lateinischen Vulgata, Miserere mei, Deus, secundum magnam misericordiam tuam, „Gott, sei mir gnädig nach deiner Güte.“
Allegri schrieb es vermutlich in den 1630er-Jahren, während er unter dem Pontifikat von Urban VIII. päpstlicher Kapellsänger in Rom war. Es wurde in der Sixtinischen Kapelle bis 1870 in den Morgenandachten der Karwoche jeweils als erster Psalm gesungen.

Das Werk ist von allerlei Mythen umgeben, einschließlich der Legende, dass der vierzehnjährige Wolfgang Amadeus Mozart das Stück 1770 bei einem Romaufenthalt zum Mittwochsgottesdienst gehört und später aus dem Gedächtnis korrekt aufgeschrieben habe, oder dass das Kopieren der Partitur bei Strafe der Exkommunikation verboten gewesen sei.

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Literatur zum Thema

Jorg Zink - In dir sein, Gott, ist allesIn dir sein, Gott, das ist alles. Das ist das Ganze, das Vollkommene, das Heilende. Die leiblichen Augen schließen, die Augen des Herzens öffnen und eintauchen in deine Gegenwart. So beginnen die ersten Zeilen eines Gebetes von Jörg Zink. Er hat vielen Laien wie Theologen wieder zu einer Gebetssprache verholfen. Jörg Zink hat Texte formuliert, die seither zum Grundbestand des gemeinsamen wie des persönlichen christlichen Gebets geworden sind.

Jörg Zink: In dir sein, Gott, ist alles (Verlag Herder)
ISBN-10: ‎3451065029 – ISBN-13: ‎ 978-3451065026

Dieses Buch kann in der Gemeindebücherei kostenlos entliehen werden.

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